Die Nekromanten formierten ihre Armee neu, die Verluste waren zu stark gewesen, beinahe alle Orks und die meisten Uruks waren tot. Geblieben waren ihnen noch etwa 70 menschliche Helfer, meist Ostlinge sowie fast 200 Untote und eben die Geisterarmee. Diese hatten sie endlich erschaffen können, nachdem sie in den Ruinen von Dol Guldur Aufzeichnungen Saurons entdeckt hatten. Die Geister waren viel besser als die Untoten, die relativ schwach und sehr leicht zu besiegen waren. Die Geister konnten durch Wände gehen, sie konnten sich unsichtbar machen, eine schemenhafte Gestalt oder auch ein Ebenbild ihres früheren Körpers annehmen. Nur in letzterer Gestalt konnten sie Waffen verwenden, sonst verströhmten sie vor allem Furcht und Verwirrung. In ihrer festen Gestalt konnten sie auch am leichtesten besiegt werden. Durch Stiche in die Augen lösten sie sich auf. Elbische Geister gab es sehr wenige, da deren Fëar sich nur in Ausnahmefällen weigerten in Mandos' Hallen zu gehen. Bei den Menschen und Orks sah es hingegen anders aus. Da diese Völker nicht wussten, was mit ihnen nach dem Tod geschah, weigerten sich viele Seelen, Arda zu verlassen. Die Nekromanten mussten sie nur einsammeln und mit einem schwierigen Zauber an ihren Willen binden.
A Eruchîn, ú-dano i faelas a hyn an uben tanatha le faelas!
Den Gefährten war nur eine kurze Pause gegönnt - dann waren sie da. Leise schwebten sie durch die Wände auf die Gruppe von Elben, Menschen, Zwerge und Hobbits zu. Melilot erstarrte, obwohl es hier unten vorher warm war, wurde es nun mit einem Mal eiskalt, man konnte jeden Atemhauch sehen. Sie fühlte ein tiefes Grauen um sich herum und spürte das etwas ihren Geist berührte. Die Hobbitfrau umklammerte mit zittrigen Händen ihr Schwert, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Doch sie sollte keine Angst zeigen. Entschlossen machte sie ihre Augen zu und konzentrierte sich auf das Auenland, den liebsten Platz den sie kannte, auf Frodo und die Zwillinge. Und würde sie hier den Tod finden, so würde ihr niemand diese Erinnerungen nehmen können. Diese Liebe würde sie mitnehmen. Tief seufzte die Hobbitfrau auf, sie fühlte den Frieden des Auenlandes in ihrem Herzen ..und dann ..dann fühlte sie das der Geist von ihr abliess. Konnte die Liebe sie retten? Verwirrt öffnete sie die Augen und schaute diese Wesen direkt an, Stich zum Angriff bereit nach vorne gestreckt.
Gib mir Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir Weisheit eines vom anderen zu unterscheiden.
Die Geister schwebten auf die Gruppe zu, sie waren nur schemenhaft zu erkennen. Amarthwen stellte sich schützend vor Arhilion. Die Geister griffen nicht an, doch eine tiefe Furcht erfüllte Amarthwen. Etliche der frisch Befreiten verfielen in Panik oder sanken verzweifelt zu Boden. Einige versuchten mit ihren Waffen auf die Geister einzuschlagen, doch ohne Erfolg. Den Elben schienen die Geister nicht ganz so sehr zuzusetzen, zumindest den Gesunden nicht. Arhilion lag wimmernd am Boden. Amarthwen nahm ihn fest in die Arme und die Liebe gab ihnen beiden Kraft. Da endlich nahmen die Geister ihre Gestalt an. Die meisten waren Menschen, aber auch einige Orks waren dabei und ganz wenige Elben. Waffen hatten sie nicht, aber ihre Zähne und Fingernägel waren länger als zu Lebzeiten und messerscharf. Sofort gingen sie zum Angriff über. Zwei Elbensoldaten und einige der Befreiten fielen sofort den Krallen und Zähnen zum Opfer. Amarthwen schlug mit dem Schwert auf die Feinde ein. Die Waffe schnitt dem Geist, einem eher untersetzen Menschen, die Hände ab. Amarthwen wollte gerade auf den Kopf zielen, doch da sah sie, wie neue Hände nachwuchsen. Der Geist hieb nach ihr. Die Krallen hinterliessen gut sichtbare Spuren auf ihrem ledernen Brustpanzer. Amarthwen zielte diesmal auf den Kopf. Zufälligerweise traf sie den Geist ins Auge. Dieser schrie in einem schrillen Schrei auf, der Amarthwen an die Nazgul erinnerte und löste sich in bläulichem Rauch auf. "Zielt auf ihre Augen!" rief Amarthwen ihren Verbündeten zu. "Das kann sie besiegen!" Schon wandte sie sich dem nächsten Gegner zu, doch es war gar nicht so einfach, die Augen zu treffen.
A Eruchîn, ú-dano i faelas a hyn an uben tanatha le faelas!
Melilot und Frodo fluchten. Warum waren sie bloß so klein? Die Augen der Geistermenschen und Geisterelben waren für die Hobbits unerreichbar weit weg. Lediglich die Orkgeister konnten sie durch einen beherzten Schwerthieb ins Auge töten. Die Schreie der verschwindenden Geister schmerzten in den Ohren der Gefährten und verursachten bei allen eine Gänsehaut. Die Geister merkten das die Hobbits leichtere Beute waren und attackierten die zwei besonders stark. Die Kräfte von Frodo und Melilot liessen nach. Die Schwerthiebe von ihnen wurden ungenauer und nicht mehr so kraftvoll ausgeführt. Meli hoffte das der Kampf bald ein Ende haben würde, sie wusste lange würden sie nicht mehr standhalten können.
Gib mir Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir Weisheit eines vom anderen zu unterscheiden.
Amarthwen sah, dass die Hobbits zunehmend in Bedrängnis kamen. Sie nahm sich zwei Menschenkrieger, die neben ihr kämpften zur Seite. "Schaut, dass Arhilion nichts geschieht, verteidigt ihn mit eurem Leben wenn es sein muss." Da Arhilion sowieso eher im Hintergrund des Kampfgeschehens lag, hatten die beiden gar nichts dagegen einzuwenden und waren froh, nicht gleich in der ersten Reihe zu stehen. Amarthwen eilte inzwischen zu Melilot und Frodo um ihnen beizustehen. Sie kam nicht zu spät. Ein Geist hatte Melilot an den Schultern gepackt und versuchte ihr in den Hals zu beissen. Mit dem Schwert kam sie nicht mehr an die Augen heran. Mit einem präzisen Stoss zerstörte Amarthwen dieses und der Geist löste sich auf. Dann schnitt sie mehreren Geistern die Beine ab. Bevor diese richtig nachwachsen konnten, hatten die Hobbits den nun auf ihrer Höhe liegenden Gegner die Augen durchstochen.
A Eruchîn, ú-dano i faelas a hyn an uben tanatha le faelas!
Melilot zitterte, sie hatte gedacht ihr letztes Stündlein hätte geschlagen, sie hatte die Zähne dieses Ungeheuers schon an ihrem Hals gespürt. "Vielen vielen Dank Amarthwen, ich stehe in deiner Schuld" rief sie der Elbe zu und stürzte sich dann auf die vor ihr liegenden Geister. Noch riss der Strom an neuen Geistern nicht ab und so mussten die Gefährten nochmals alle Reserven mobilisieren und weiter kämpfen.
Gib mir Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir Weisheit eines vom anderen zu unterscheiden.
Noch hielt sie sich im Hintergrund - und überlegte fieberhaft. Sie hatte von dem Zauber gehört den Sauron entwickelt hatte, um Geister die vor der nächsten Welt Angst hatten, an sich zu binden. Die andere Welt !! Das war es ... Glaewen begann in eine tiefe Konzentration zu fallen - fast wie eine Meditation. Und dann nutzte sie ihr Wissen - sie würde den Geistern ihre Angst nehmen, diese würden dann freiwillig in die nächste Welt gehen. In dieser war Frieden, die Orks wurden wieder das was sie ursprünglich waren - Elben. Ihre Seelen hatten dort die Ruhe und Kraft mit sich selbst ins Reine zu kommen. Glaewen wob einen Gegenzauber der den Geistern die anderen Welt zeigte - und sie öffnete einen sehr kleinen Spalt. Durch diesen strömte ein warmes und helles Licht. "Geht, Geht ins Licht, jeder von euch - egal was in eurem Leben ihr getan habt - ist dort willkommen. Geht!!!! Jetzt!!!" rief sie dann mit leiser aber eindringlicher Stimme.
Die Geister wandten sich um und sahen das Licht - und viele (nicht alle) schwebten darauf zu. Nun wieder in durchscheinender Form konnten sie ihrer Sehnsucht folgen. Sauron hatte dieses bei seinem Zauber nicht bedacht - das die Geister eigentlich nur Angst vor der nächsten Welt hatte. Nun konnten sie sehen und spüren wie es dort wirklich ist. Und der Zauber der Nekromanten brach für diese zumsammen. Sie gingen in den Spalt. Und waren verschwunden. Dadurch war nun merklich mehr Platz für alle anderen.
"Was ist mit euch - warum zögert ihr? Eure Freunde sind schon dort, könnt ihr sie nicht hören?" Und es war ein leiser Ruf zu hören, wieder gingen einige durch den Spalt. Jetzt waren vielleicht noch 20-30 Geister hier die sich weigerten zu gehen. Glaewen schloss den Spalt langsam - und als nur noch ein Hauch da war, stürzten noch mal 3 hindurch. Dann war der Weg in die andere Welt versperrt.
"Feiglinge waren sie - die, die nun weg sind. Macht nichts - wir werden euch nun vernichten" rief einer der Geister mit heiserer Stimme. Das war das letzte was er sagen konnte - denn Ereinion und ein weiterer Krieger stiessen gleichzeitig ihre Schwerter in seine Augen. Der Kampf ging weiter....
Ich komme aus dem Licht und von den Sternen, ich bin alles und nichts - aber gern dein Freund für die Ewigkeit.
Aus den Augenwinkeln verfolgte Melilot die Taten der Heilerin. Sie lächelte, Glaewen fand immer wieder Wege Probleme aus der Welt zu schaffen. Doch nun waren die restlichen Geister extrem aggressiv. Sie verstanden nicht was passiert war. Ein Geist in Menschengestalt schnappte sich voller Wut die Hobbitfrau und schleuderte sie an die vor ihnen liegende Wand. Mit Macht wurde Meli die Luft aus der Lunge gepresst, sie sah Sterne vor ihren Augen und rang nach Luft. Nach ein paar Minuten hatte sie sich wieder erholt, sie schaute sich um. Ihr Schwert lag weit weg im Staub. Sie kroch darauf zu, sie würde nicht aufgeben zu kämpfen. Sie griff nach Stich, rappelte sich hoch und stach einem Geist das rechte Auge aus, welcher sich gerade auf sie stürzen wollte. Frodo schaute besorgt zu ihr hinüber. "Ich bin in Ordnung, mache dir keine Sorgen" übermittelte sie ihm per Gedanken. Erleichtert schnaufte Frodo auf und griff den nächsten Geist an.
Gib mir Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir Weisheit eines vom anderen zu unterscheiden.
Amarthwen hatte einige Kratzer im Gesicht und an den Händen davon getragen, doch keiner war tief, den Schmerz spürte sie auch nicht, da der Kampf genug Adrenalin frei gesetzt hatte. Glaewens Zauber kam unerwartet, sie selbst wäre nie auf diese Idee gekommen. Die übriggebliebenen Geister wurden rasch dezimiert, schon waren nur noch etwa 10 übrig. Immer wieder hieb Amarthwen einigen die Beine ab, damit auch die Hobbits mitkämpfen konnten und nicht zur Untätigkeit verdammt waren. Durch die Übermacht an Elben, Menschen, Zwergen und Hobbits hatten die Geister am Ende keine Chance mehr, auch wenn nur noch die aggressivsten und wendigsten übrig waren. Als der letzte Geist verpufft war, breitete sich ein Moment der Stille aus. Es hatte einige Tote gegeben und nicht wenige Verletzte, die meisten jedoch zum Glück nicht allzu schwer. Amarthwen eilte zu Arhilion. Die beiden Menschen hatten ihn gut verteidigt, kein Geist war zu ihm durchgekommen. Amarthwen dankte den beiden. Dann setzte sich die Elbin wieder neben ihren Freund und nahm ihn in die Arme. Arhilion war inzwischen bei Bewusstsein. "Wie lange war ich hier?" fragte er mit brüchiger Stimme. "Fast 4 Monate sind es jetzt seit der Entführung. Ich habe seither fast ununterbrochen nach dir gesucht..." Arhilion lächelte schwach. "Ich habe gewusst, dass du nicht aufgibst." - "Ohne dich könnte ich nicht leben, das weisst du doch. Ich liebe dich." Er sah zu ihr auf. "Ich liebe dich auch." Sie beugte sich zu ihm hinunter und ihre Lippen trafen sich.
A Eruchîn, ú-dano i faelas a hyn an uben tanatha le faelas!
Der letzte Geist war erledigt, nun war ihnen hoffentlich eine kleine Verschnaufpause gegönnt. Frodo lief sofort zu Melilot hinüber, welche schweratmend und am Ende ihrer Kräfte an der Wand lehnte. Beide liessen sich zu Boden gleiten und nahmen sich in die Arme. Die Anspannung fiel von den beiden Hobbits ab. Müde kuschelten sie sich aneinander. Melilot lächelte, es gab für sie keinen schöneren Ort, als geborgen in seinen Armen zu liegen. "Lass uns heiraten wenn wir zurück in der Gogi Burg sind" flüsterte Frodo ihr ins Ohr. Melilot nickte und küsste ihn. "Jaaa das wird ein super tolles Fest geben mit Musik und Tanz und gutem Essen bis in den Morgen hinein" schwärmte sie mit leuchtenden Augen. Müde schloss Meli ihre Augen, sie brauchte jetzt einen Moment der Erholung nach all den Strapatzen. "Bitte wecke mich auf wenn es weitergeht oder irgendwas ist. Ich möchte einen Augenblick schlafen" flüsterte sie. "Schlaf meine Liebste, ich passe auf dich auf." Frodo machte es ihr in seinen Armen so richtig gemütlich, am liebsten würde er sie nie wieder loslassen. Sanft strich er der schlafenden Meli übers Haar.
Gib mir Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir Weisheit eines vom anderen zu unterscheiden.